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Bad Emser Handwerkstag



Akademisierungswahn kritisch unter die Lupe genommen

Er beschrieb die „desaströse Wahrnehmung der nicht-akademischen Berufe in der Öffentlichkeit“, nahm zum Thema Meisterpflicht kein Blatt vor den Mund, für deren Abschaffung es „aus ökonomischer Sicht keinen Grund“ gebe. Und er kritisierte die Haltung der Entscheidungsträger in Brüssel, das gern als „Entsorgungspark“ für im eigenen Land unliebsame Politiker gesehen werde. Starke Worte fand Stefan Sell, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Koblenz, auf der jetzigen Delegiertentagung der Kreishandwerkerschaften Mittelrhein und Rhein-Lahn-Kreis. Die Veranstaltung fand in Häcker´s Grandhotel in Bad Ems statt.

Zu wenig Azubis, Zankapfel Meisterpflicht, eine Alterssicherung, die bröckelt, und Probleme, einen Nachfolger für den Betrieb zu finden: Professor Stefan Sell wird vielen Teilnehmern aus dem Herzen gesprochen haben, ließ er doch keines der wichtigsten Themen aus, die der selbstständigen Handwerkerschaft derzeit unter den Nägeln brennen. Am Ende herrschte Einigkeit: Karlheinz Gaschler, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft (KH) Mittelrhein und die beiden Kreishandwerksmeister Johannes Lauer für den Rhein-Lahn-Kreis und Detlef Börner für die KH Mittelrhein bewiesen einmal mehr ein glückliches Händchen bei der Wahl des Gastredners.

Frisch aus der Hochschule kommend, konnte der Dozent ein treffendes Bild der Lebensbereiche Handwerk und Uni zeichnen: hier Azubimangel, dort 400 Studenten in einer Vorlesung. Dabei, so Sell, gehöre über die Hälfte davon nicht in den Hörsaal, „nicht, weil sie zu dumm wären“, sondern weil ein Studium nicht ihrer Persönlichkeit entspreche. Eine Folge des Akademisierungswahns unserer Gesellschaft, die jungen Leuten suggeriere: „Ohne Abi und Studium seid ihr nichts.“ Fatal, sagt Sell. Sogar im TV fehle es an prägenden Vorbildern. Zwei Wochen lang setzte er Studenten vor den Fernseher mit der Fragestellung: Welche Ausbildungsberufe tauchen in den einschlägigen Formaten auf? Forschungsergebnis: Ein einziger.

Auch der Blick des Volkswirtschaftlers nach Brüssel wurde mit Spannung verfolgt. Die Forschung spricht: Zwei Drittel derjenigen, die sich nach einer Meisterausbildung selbstständig machen, haben ihren Betrieb nach fünf Jahren erfolgreich am Markt etablieren können. Bei den nicht zulassungspflichtigen Berufen überleben 60 Prozent der Betriebe hingegen nicht. Zudem ist dort die Zahl der Gesellenprüfungen stark zurückgegangen. Sell: „Aus ökonomischer Sicht gibt es keinen Grund, die letzten Barrieren zu reißen. Es ist letztendlich Ideologie, die dahintersteckt.“ Dringend rief er die Delegierten auf, sich für den Erhalt der Meisterpflicht und Mindestqualifikationsstandards stark zu machen: „Es geht darum, ob und wie Ihr Berufsabschluss anerkannt wird.“

Zudem riet er, jungen Leuten eine Chance zu geben, die nicht ins Biotop Schule gehören und dort aus dem Raster fallen. Vor allem jedoch seien es „Zuwanderer und Mütter“, die den Mangel an Fachkräften lindern könnten. Aus seiner Sicht ein Ansporn für mehr Zulauf in die Handwerkerriege könne weiter die Anhebung der Meisterqualifikation auf akademisches Niveau im Deutschen bzw. Europäischen Qualifikationsrahmen darstellen: „Sie brauchen sich keineswegs zu verstecken.“

 

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